Eis, Panini und ein Pool: Unser Start am Iseosee

Wir wachen auf – hoch über dem Iseosee, auf dem Parkplatz des Agriturismo La Tesa. Die Sonne malt goldene Streifen über den See, die Berge spiegeln sich im Wasser, und eigentlich könnte man meinen: perfekter Morgen.
Eigentlich. Denn Kristin schnieft noch immer, Baby T ebenfalls, und die Nacht war alles andere als erholsam. Während ich oben im Dachzelt erstaunlich gut geschlafen hatte, kämpften die beiden unten mit Husten, Unruhe und dem Gefühl, dass Camping vielleicht doch nicht ihr Ding ist. Kristin war den Tränen nahe, und wieder stand für einen Moment die Frage im Raum: Brechen wir ab?
Ich konnte das nicht zulassen. Ich wollte dieses Abenteuer – mit ihr, mit unserem Baby und mit Hund June. Also legte ich mich ins Zeug, versuchte, die Stimmung zu retten. Und siehe da: langsam fingen wir uns.
Umzug mit Routine (und einem Hauch von Kofferpacken)

Unsere zweite Nacht durften wir nicht mehr auf dem Parkplatz bleiben. Also hieß es: Camper abbauen, alles einpacken, fahrbereit machen. Ein Prozedere, das uns am ersten Tag noch verzweifeln ließ, lief nun schon runder. Wir lachten sogar wieder miteinander – kleine Scherze zwischen Klappkisten und Babygeschrei. Aber ich gebe zu: ein bisschen fühlte es sich trotzdem wie Kofferpacken an. Und genau das wollten wir ja eigentlich vermeiden.
Abwärts nach Iseo – und ein göttliches Gelato

Vor dem Umzug gönnten wir uns aber einen Abstecher hinunter nach Iseo. Das Wetter war ein Traum: warm, sonnig, ein Hauch von Spätsommer, der die Haut streichelt.
Wir parkten an einem großen Einkaufszentrum, zehn Minuten Fußweg ins Zentrum. Schon auf dem ersten Platz der Altstadt gegen halb eins sah ich ihn: einen alten Eisverkäufer, der gerade seine kleine Eisdiele öffnete. Ein Geschäft, das so aussah, als sei es genauso alt wie er selbst. Ich taufte ihn spontan Mario.
Das war meine Chance, die Stimmung endgültig zu drehen. Mit meinen bruchstückhaften Duolingo-Italienischkenntnissen bestellte ich eine Waffel mit Schokolade für Kristin, eine mit Pistazie für mich. Und dann geschah es: der Schlüsselmoment. Dolce Vita in Reinform.
Wir standen in der Sonne, leckten an unserem Eis, teilten die Sorten, lachten. Kristin lächelte zum ersten Mal seit Tagen wirklich entspannt, Baby T gluckste, und ich – ich hätte die ganze Welt umarmen können. In diesem Moment begann Italien wirklich.
Iseo – ein Geheimtipp zwischen Gardasee und Comer See

Die Stadt Iseo ist klein, charmant, fast unaufgeregt. Wer den überlaufenen Gardasee kennt, wird hier überrascht sein: weniger Touristen, mehr Ruhe, dafür nicht weniger Schönheit.
Die Uferpromenade zieht sich entlang des Sees, gesäumt von Bars und Restaurants, die Terrassen öffnen sich zum Wasser. Fischerboote dümpeln im Hafen, am Horizont ragt Monte Isola empor – die größte bewohnte Seeinsel Europas. Ein Ort, an dem die Zeit langsamer läuft.
Wir schlenderten die Promenade entlang, ließen uns in einer Bar nieder und bestellten Panini und eine Bresaola-Platte, bestreut mit Parmesan. Dazu ein Crodino gespritzt – der bittere Aperitif-Klassiker, alkoholfrei, aber mit dem vollen Gefühl von Italien. Das war Mittagskultur, wie man sie sich erträumt.
Shopping-Glück und eine Yoga-Ente

Frisch gestärkt tauchten wir tiefer in die Gassen ein. Kleine Boutiquen, Läden mit Keramik, Feinkost und Mode – das, was den italienischen Einzelhandel so charmant macht. Kein H&M, kein Zara, sondern Persönlichkeiten hinter den Tresen.

Besonders verzauberte uns ein Kinderladen. Farbenfrohe Regale, liebevoll dekoriert, die Besitzerin drehte gerade Instagram-Videos zu neuen Kinderbüchern. Baby T inspizierte die Auswahl und entschied sich – natürlich eigenhändig – für eine kleine Badeente. Nicht der Vampir, zu gruselig. Sondern die Yoga-Ente. Namaste, Baby.
Zurück nach La Tesa – mit Pool, Pasta und Paradiesmomenten

Die Zeit drängte, denn oben am Agriturismo wartete unser neuer Stellplatz. Also schnell noch Frühstück im Supermarkt einkaufen und zurück in die Berge. Um 16 Uhr parkten wir unser Gefährt, bauten das Camp auf – in Rekordzeit. Keine Stunde mehr, sondern 20 Minuten. Wir wurden besser.
Und dann der Höhepunkt des Tages: der Pool. Ja, der Platz hatte tatsächlich einen. Also rein ins Wasser, Baby T im neuen Neoprenanzug. Ihr strahlendes Gesicht, als sie planschte, war unbezahlbar. Das Wasser war frisch, aber für uns die perfekte Abkühlung.
Danach heiß duschen, Baby-Abendbrot (Tramezzini mit Leberwurst – ein neuer Favorit), June zufrieden eingerollt im Camper. Alles lief endlich so, wie wir es uns vorgestellt hatten.
Am Abend dann das Platzrestaurant. Weiße Tischdecken, liebevoll eingedeckte Tische, eine Atmosphäre wie in einem kleinen Landgasthof. Vorspeise: Antipasti, darunter Pflaumen im Speckmantel und Gorgonzola-Creme mit Honig. Hauptgerichte: Pasta mit Kalbsragout, Zucchini-Risotto. Jedes Gericht ein Gedicht. Baby T durfte natürlich mitprobieren.
Kristin war am Ende so satt, dass sie sogar das Dolce ablehnte – und das will wirklich etwas heißen. Zum Abschluss ein schneller Café, und ab in die Kojen.
Ein entspannter Morgen und ein besonderer Zwischenstopp

Die nächste Nacht? Endlich ruhig. Wir wachten auf, sahen den See, atmeten durch. Kristin konnte in Ruhe duschen, ich machte die Morgenrunde mit Baby in der Trage und June an der Leine. Es war einer dieser Momente, in denen man denkt: Glück kann so einfach sein.
Nach dem Frühstück räumten wir routiniert unser Camp. Ziel: Montegrotto bei Padua, wo wir uns mit unseren Freunden Steffi und Christoph treffen wollten.
Doch vorher ein Abstecher: das Outlet-Center Franciacorta Village bei Brescia. Schon auf der Hinfahrt hatten wir es gesehen, und diesmal hatten wir Zeit. Es ist wie Wertheim Village in Deutschland, nur italienischer: bessere Pasta, günstigerer Espresso, und Mode von Marken wie Furla oder Liu Jo.
Eine neue Handtasche lag nicht im Budget, aber Kristin schnappte sich eine dringend benötigte Outdoor-Hose – und wir gönnten uns ein paar T-Shirts. Kleine Dinge, große Freude.
Frisch gestärkt fuhren wir weiter nach Montegrotto, wo uns das nächste Kapitel unseres Abenteuers erwartete: ein Weingut, ein Stellplatz zwischen Reben, Abendessen und Weinverkostung.
Fazit: Eis als Wendepunkt

Die Tage am Iseosee waren für uns ein Wendepunkt. Von Erkältung, Tränen und Abbruchgedanken zurück zu Gelato, Lachen und Dolce Vita.
Manchmal braucht es eben nur eine Kugel Pistazie und ein Lächeln, um den Kurs wiederzufinden. Italien hat uns wieder – und das Abenteuer kann weitergehen.