Ciao Ragazzi – Wir wagen das Camper-Abenteuer!

Wir haben es wirklich getan: Wir haben uns einen Camper gemietet.

Wer uns kennt, der weiß: Ich bin eher der Naturbursche, Kristin dagegen liebt es komfortabel – am liebsten mit Föhn, Kosmetik und einem richtigen Bett. Dass ausgerechnet sie eines Tages den Satz sagt „Lass uns doch einen Camper mieten!“, hätte ich nie gedacht. Ich schaute sie an, als hätte sie gerade vorgeschlagen, wir könnten auch gleich nach Alaska auswandern. Doch mein Abenteuerherz pochte sofort. Ehe einer von uns zweimal nachdenken konnte, war die Entscheidung gefallen: Italien auf vier Rädern.

Warum überhaupt Camper?

Eigentlich war Italien bei uns schon lange gesetzt. Wir lieben die Menschen, das Essen, die Sprache, die kleinen Espresso-Bars und natürlich das Dolce Vita. Der ursprüngliche Plan sah drei Wochen Ferienwohnungen oder AirBnBs vor. Klingt bequem – bis man sich die Realität vorstellt: alle paar Tage Koffer auf, Koffer zu, Kindersachen sortieren, Hundedecke mitschleppen. Schon der Gedanke daran ließ uns stöhnen.

Ein Camper erschien plötzlich wie die perfekte Lösung: keine ewigen Koffer, alles dabei, jederzeit spontan stoppen. Wer jemals versucht hat, mit Baby und Hund in wechselnden Unterkünften zu wohnen, weiß, wovon ich rede. Mit einem Camper wird das Auto zum Zuhause – klein, aber mobil.

Das rollende Zuhause

Ganz ohne Komfort wollten wir aber nicht reisen. Eine Toilette an Bord war für mich das absolute Minimum. Kristin war skeptisch („Brauchen wir das wirklich?“), doch ich schwor: „Vertrau mir, du wirst mir danken.“

Die Wahl fiel schließlich auf einen Kastenwagen mit Dachzelt von Roadsurfer. Nicht zu groß – italienische Innenstädte und Passstraßen sind eng genug. Aber auch nicht zu klein, schließlich brauchen wir Platz für drei Menschen und einen Hund, der gern quer über alles liegt. Preislich liegen wir bei etwa 100 Euro pro Tag, also nicht günstiger als Ferienwohnungen. Dazu kommen Sprit, Stellplätze und sicher die eine oder andere Pizza zu viel. Aber dafür: volle Flexibilität.

Ein kleiner Tipp für alle, die ähnliches planen: Camper gibt es in allen Größen, vom winzigen Bulli bis zum riesigen Wohnmobil. Gerade für Italien sollte man gut überlegen. Alles über 6,50 Meter wird auf engen Straßen schnell zur Nervensache.

Hilfe von den Camper-Profis

Zum Glück haben wir Freunde mit viel Camper-Erfahrung. Sie warnten uns vor der Romantikfalle („Stellt euch auf Enge ein!“) und gaben uns gleichzeitig eine Art Überlebensliste: Stirnlampen, Faltkisten, Auffahrkeile, eine gute Kaffeemaschine für unterwegs. Dinge, an die man nicht denkt, wenn man sonst Hotelurlaub macht.

Wir merkten: Camper-Reisen ist eine kleine Wissenschaft. Man lebt plötzlich mit viel weniger Platz, aber auch mit viel mehr Nähe – zur Natur, zur Familie und manchmal auch zu sich selbst.

Die Route – grob geplant, bewusst offen

Am 12. September holen wir unseren Camper in Erfurt ab. Warum Erfurt? Ganz einfach: Dort war er 400 Euro günstiger als in Leipzig. Da fährt man schon mal ein Stückchen weiter, wenn man am Ende mehr Geld für Gelato übrig hat.

Geplant ist die Abfahrt am späten Nachmittag. Ich plane, die Nacht durchzufahren, damit Baby und Hund möglichst viel schlafen. Erster Stopp: irgendwo hinter dem Brenner. Vielleicht schon am Gardasee, vielleicht auch etwas früher.

Danach geht es zum Lago d’Iseo, dem kleinen Bruder des Gardasees – weniger bekannt, aber dafür ruhiger und mindestens genauso schön. Am Dienstag treffen wir Freunde in Padua, die dort ein Seminar geben. Fast schon Tradition bei uns: vor zwei Jahren haben wir uns auf ähnliche Weise in Stockholm mit einem Kumpel getroffen.

Von Padua aus geht es an die Adria. Ob wir Parma und Modena besuchen (Parmesan! Balsamico!), entscheiden wir spontan. Ein paar Tage Meerluft tanken, und dann: Neapel. Für Pizza. Allein dafür lohnt sich der halbe Kontinent.

Weiter in den Süden reicht die Zeit nicht. Danach ruft die Toskana: Pisa (ja, Kristin wird auf einem Foto den Turm stützen, als Erste überhaupt), Florenz mit seiner Kunst und vielleicht doch noch ein Schlenker nach Parma, falls wir es vorher nicht geschafft haben.

Spätestens am 4. Oktober endet unser Abenteuer: Rückgabe in Erfurt, 11 Uhr morgens. Ob wir dann erleichtert oder wehmütig sind, werden wir sehen.

Reisen mit Baby und Hund – verrückt oder genial?

Viele halten uns für verrückt: drei Wochen Camper mit Baby (9 Monate) und Hund. Aber eigentlich ist es genau das, was Sinn macht. Babys brauchen nicht viel – Hauptsache Mama und Papa sind da. Und Hunde? Die lieben es, dabei zu sein. Klar, es gibt Herausforderungen: Schlafrhythmus, Hitze im Camper, Stellplätze, auf denen Hunde willkommen sind. Aber dafür hat man den größten Vorteil: man muss nicht ständig alles neu einpacken.

Unser Hündin June wird sicher die meiste Zeit glücklich schnüffelnd verbringen, während wir am Baby versuchen, den italienischen Tagesrhythmus auszutarieren. Und ehrlich gesagt: Wer Italien kennt, weiß, dass dort sowieso alle Babys und Hunde sofort adoptiert werden.

Abenteuer statt Excel-Plan

Stellplätze buchen wir bewusst nicht. Wir wollen uns treiben lassen und vertrauen darauf, dass in der Nachsaison genug frei ist. Wildcampen ist in Italien verboten – das ist wichtig zu wissen – aber es gibt unzählige Stellplätze und Agriturismi (Bauernhöfe mit Übernachtungsmöglichkeit), die Camper herzlich aufnehmen.

Hier ein kleiner Tipp für künftige Italienreisende: Wer Flexibilität liebt, sollte Apps wie Park4Night oder Campercontact installieren. Da findet man fast immer spontan einen Platz – manchmal mit Meerblick, manchmal mitten im Weinberg.

Ein Abenteuer mit Augenzwinkern

Natürlich schwingt bei all dem Vorfreude auch ein bisschen Nervosität mit. Wie eng wird es wirklich? Wie viele Male werde ich nachts über Hund und Baby stolpern? Wird Kristin mich nach Woche zwei noch anschauen oder schon den Rückflug buchen?

Aber genau das ist doch das Abenteuer. Wir wollen ja nicht alles durchgeplant haben, sondern auch die Überraschungen mitnehmen. Und wenn wir am Ende nur erzählen können, dass wir uns drei Wochen lang über die richtige Camper-Toiletten-Benutzung gestritten haben – dann ist das eben auch eine Geschichte.

Fortsetzung folgt

Diesen Beitrag schreibe ich ein paar Tage nach Abfahrt. Empfang und Camperleben haben mich ein bisschen ausgebremst. Aber keine Sorge: uns geht’s bestens! Die ersten Anekdoten stapeln sich schon, und bald kommt der nächste Bericht.

Also: bleibt dran. Italien wartet – und wir nehmen euch mit.

Ähnliche Beiträge