Meet & Greet in Montegrotto – und dann mit Vino Richtung San Marino
Ein Tag voller Wiedersehen, süßer Sünden, Rebenzauber und der kleinen Freiheit eines Mini-Campers.
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein Outlet-Einkauf der Auftakt zu einem der schönsten Reisetage werden würde? Mit unseren neuen „No Stress“-T-Shirts im Partnerlook hinten im Kofferraum und Baby T’s frischer Yoga-Ente noch duftend aus der Tüte rollten wir über die Autobahn. Links blitzte der Gardasee zwischen Nebelschwaden hervor, rechts die sattgrünen Hügel des Veneto. Es war einer dieser Fahrten, die fast filmisch wirken: warmer Wind durch die Fenster, ein schläfriges Baby, das gleichmäßig atmet, und dieses stille verheißungsvolle Gefühl, dass jetzt etwas Gutes bevorsteht.
Montegrotto Terme – Wo das Wasser heilen soll und die Freundschaften sowieso
Wir hatten uns mit unseren Freunden Steffi und Christoph verabredet – für uns nicht einfach Freunde, sondern eine Art rollende Energiequelle auf zwei Beinen. Wenn die beiden auftauchen, wird selbst ein müder Montag zu einer Mini-Festwoche. Gegen 15 Uhr standen wir auf dem Hotelparkplatz, wo die beiden gerade ein Seminar vorbereiteten. Der Ort selbst, Montegrotto Terme, wirkt wie eine Zeitkapsel: Thermalbäder, die nach Schwefel duften, Hotels mit Marmorböden, die einmal richtig teuer waren und heute noch immer eine gewisse Grandezza ausstrahlen. Zwischen moderner Wellness und in die Jahre gekommenem Kurort schwingt eine Atmosphäre von „Hier war schon immer viel los – aber jetzt ist es entspannter geworden.“
Das Hotel überraschte uns mit einem Spa-Bereich, der sich sehen lassen konnte: große Panoramafenster, die die Euganeischen Hügel einrahmten wie ein Postkartenmotiv, ruhige Liegen, die förmlich riefen: „Du bist zu gestresst, leg dich hin.“ Baby T fand das leise Plätschern des Wassers interessanter als jede Rassel.
Dann ging es weiter in die kleine Innenstadt – ein charmantes, leicht verschlafenes Zentrum, das in der Sonne flirrte.
Und dann: Pasticceria dalla Bona.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dieser Ort ist ein Gedicht aus Zucker. Die Vitrinen glänzten wie Altäre, auf denen Tartes, Cannoli, Cremeschnitten und Schokoladenträume lagen. Jeder Muffin schien eine eigene Persönlichkeit zu haben. Christoph grinste nur: „Hier wirst du schwach.“
Wurde ich.
Kristin auch.
Sogar Baby T bekam ihr erstes Cornetto – italienisches Croissant. Das Kind kaute wie eine kleine Göttin, die gerade das Geheimnis der Welt entschlüsselt hatte.
Wir lachten, redeten, aßen, tranken Café, probierten uns durch halbe Tabletts voller Dolci. Montegrotto hat vielleicht keine dramatischen Sehenswürdigkeiten, aber dafür diese besonderen Orte, die man nur findet, wenn man jemanden dabei hat, der sagt: „Vertrau mir, hier musst du hin.“
Unser Stellplatz unter Reben – Dofiné, der kleine Schatz von Veneto
Kristin hatte wieder zugeschlagen – Park4Night ist inzwischen ihr Jagdrevier geworden. Dieses Mal ging es zum Weingut Dofiné, etwa 15 Minuten außerhalb. Ein Areal, das aussah wie gezeichnet: Reihen von Reben, die sich wie grüne Wellen über den Hügel zogen, ein Bauernhaus aus hellem Stein, rote Fensterläden, ein Innenhof, der im Abendlicht glühte.
Zehn Stellplätze gibt es hier. Zehn!
Und wir mittendrin.

Gut, man hörte die Schnellstraße. Ein konstantes Hintergrundrauschen, das anfangs nervte, aber irgendwann wurde es Teil der Kulisse. Für eine Nacht aber perfekt – und mit einem absoluten Highlight: Abendessen plus Weinverkostung für 25 Euro pro Person.
Ich gebe zu: Da war ich sofort dabei.
Kristin eher nicht – Stillzeit. Die italienischen Winzer verstanden das nicht so ganz. Der Hausherr, ein ernst wirkender Mann mit Sommelier-Diplom und jahrzehntelangem Weinwissen, wirkte auf Kristin wie ein Lehrer, der enttäuscht ist, dass sein Lieblingsschüler die Hausaufgabe nicht gemacht hat.
Um 19 Uhr läutete er eine kleine Glocke, und wir trotteten wie eine Reisegruppe von Zaungästen hinter ihm her. Die Führung durch die Produktion war faszinierend. Der Betrieb spezialisiert sich auf Sparkling Wines, hergestellt nach der traditionellen Champagner-Methode. Zwischen Edelstahltanks, Barrique-Fässern und dem leicht süß-säuerlichen Duft vergorenen Traubensafts erzählte er uns von alten Traditionen, den Herausforderungen kleiner Betriebe und seiner Mission, den perfekten Schaumwein zu kreieren.

Dann kam das Abendessen: ein einziger Traum.
Hausgemacht, bodenständig, aber voller Aromen.
Risotto, Antipasti, hausgemachte Pasta, Gemüse aus dem eigenen Garten. Dazu flossen die Weine – von trocken bis roséfarben und perlend wie flüssiger Sonnenuntergang.
Ich verliebte mich.
In den Sparkling Rosé.
In das Gefühl, irgendwo im Nirgendwo zu sitzen, zwischen Reben und Menschen, die Geschichten aus aller Welt erzählten. Holländer, Deutsche, Italiener, Belgier – ein wilder Haufen. Englisch-Italienisch-Mix. Viel Gelächter. Die perfekten Momente sind oft die, die sich nicht planen lassen.
Kristin mochte der Hausherr vielleicht nicht besonders – kein Wein, kein Fun. Aber egal. Wir hatten unseren Abend.
Morgenspaziergang durch Rebenland – und ein Hund im Rausch

Am nächsten Morgen brach diese goldene, weiche Helligkeit über die Weinreihen, die man nur im Veneto findet. Das Licht wirkte wie durch Honig gefiltert.
Ich nahm June von der Leine – ein Fehler?
Ein Segen.
Der Hund raste wie ein Pfeil durch die Reben, schnupperte, sprang, vergrub ihre Nase im Boden. Sie war pure Lebensfreude.
Baby T in der Trage, leicht verschlafen, schnupperte an einer Traube und quietschte begeistert. Dieser Spaziergang fühlte sich an wie ein kleines Geschenk.
Nach einem kurzen, lustigen Gespräch mit deutschen Platznachbarn packten wir zusammen. Heute stand etwas Besonderes bevor: San Marino.
Auf in die älteste Republik der Welt – San Marino ruft
Die Autobahn führte uns an Bologna vorbei – die „Fette“, die wir aus Zeitgründen schweren Herzens links liegen ließen. Wir kommen wieder. Versprochen.
Mit Vollgas (na ja, Fiat-Ducato-Vollgas) ging es in die Berge. Die Straßen wurden kurviger, die Luft klarer, und plötzlich tat sich vor uns die kleine, stolze Republik San Marino auf – ein Zwergstaat von gerade mal 60 Quadratkilometern, der wie ein Geschichtsbuch auf einem Felsen thront.
Wir erreichten Borgo Maggiore gegen 13 Uhr und spielten endlich unseren größten Vorteil aus: unser kleiner Camper passte in Parklücken, die normale Wohnmobile nur aus der Ferne bewundern können. Direkt neben der Seilbahn bekamen wir einen Platz.
Die Fahrt nach oben war ein kleines Abenteuer. Hunde dürfen mitfahren, aber nur mit Maulkorb – June nahm es sportlich, wenn auch etwas beleidigt.
Der Ausblick?
Unfassbar.

Man sah bis zur Adria, die im Sonnenlicht glitzerte wie flüssiges Silber. Die Türme der Festung ragten wie mittelalterliche Wächter in den Himmel.
San Marino wirkt, als hätten Menschen eine Stadt gebaut, ohne die Höhenangst vorher zu prüfen. Steile Gassen, steinerne Wege, Treppen, die nach oben und unten führen wie ein Labyrinth.
Die Altstadt ist eine Mischung aus Geschichte und Luxus. Zwischen den uralten Mauern findet man Schmuckläden, Uhrenboutiquen, Parfümerien und Geschäfte voller Gold. Steuerfrei. Natürlich.
Wir aßen unsere erste Pizza der Reise – nicht in Italien, sondern in San Marino. Ein absurdes Detail, das uns noch lange begleiten wird. Und weil bald Kristins Geburtstag vor der Tür stand, kaufte ich ihr ein kleines Schmuckstück. Nicht teuer, aber fein. Und vor allem: mit Geschichte.

Gegen 16 Uhr ging es wieder hinunter und ab in Richtung Adriaküste. Unser Campingplatz in Fano war nur noch eine Stunde entfernt.
Ein langer Tag, voller Genuss, voller Freundschaft, voller kleiner Wunder. Und genau deshalb lieben wir diese Reise.
